Wie alles anfing
Schützen-Chronik
Es lohnt sich durchaus, ein wenig über den Tellerrand des eigenen Vereins hinauszuschauen und einen Bogen zu spannen zu den Anfängen des Deutschen Schützenwesens bis hinein in die Gegenwart. Die Geschichte des
Deutschen Schützenwesens, ist sicherlich so alt wie die Geschichte des deutschen Volkes.
Wurde in früheren Jahren die Entstehung der Schützengesellschaften damit erklärt, daß die Schützen sich in erster Linie zum Zwecke der Stadtverteidigung zusammengefunden hätten, sie seien also ursprünglich „Schützer“ gewesen, so sieht man dies heute anders. Ein Schütze sei schon immer ein Entsender von Geschossen, weshalb es die Wortbildungen Bogenschütze, Armbrustschütze und Büchsenschütze gäbe, nie und nimmer aber einen Schwertschützen – eben weil das Schwert keine Fernwaffe war. Folglich sei der Begriff “Schütze“ von „schießen“ abzuleiten – eine Schlußfolgerung also, nach der die frühen Schützengesellschaften vorrangig, Schieß- und keine Schutzvereinigungen waren.
Dazu paßt die Erläuterung, daß die Armbrust erst mit den Kreuzzügen eine starke Verbreitung fand, obwohl schon weit vorher bekannt. Da sie schwieriger zu beherrschen war als ein Bogen, mußte man ihre Handhabung üben.
Die Frage nach dem Entstehungsverlauf der frühen Schützenvereinigungen kann nicht pauschal beantwortet werden, denn er hat sich vermutlich überall etwas anders vollzogen. Am einleuchtendsten scheint die Erklärung zu sein, daß die Entwicklung von unten, von der Bevölkerung her einsetzte. Auf einer ersten vorgesellschaft-lichen Stufe fanden sich Einwohner einer Stadt oder einer Ortschaft zwanglos zu Schießübungen ein. Es liegt aber in der Natur einer gemeinsamen Betätigung, daß sie zur Organisationsbildung drängt. Als Organisations-form diente die bis in die germanische Frühzeit zurückreichende Gildeverfassung, nach der sich auch alle anderen Zweckgemeinschaften organisierten.
So bildeten sich Schützengesellschaften oder wie es damals auch hieß Schützengilden, zur Abhaltung von Schießübungen. Sie konstituierten sich, indem sie sich eine Verfassung gaben. Die freiwillig beigetretenen Mitglieder wählten ihre Vorsteher, stellten Dienstpersonal an und regelten innere Angelegenheiten der Gesellschaft nach den Beschlüssen der Generalversammlung.
Schützenbruderschaften und - gilden hat es wahrscheinlich schon in den Pfalzen Karls des Großen und seiner kaiserlichen Nachfolger gegeben. Schützenkorporationen, die sich in der Folgezeit während des hohen und späten Mittelalters zu Hunderten gründeten, entstanden in der Blütezeit des christlichen Abendlandes in erster Linie mit dem Ziel, die abendländische Christenheit vor heidnischer Überfremdung und Überflutung zu bewahren. Schützen traten den Mongolen, den Hunnen, den Ungarn gewappnet entgegen, sie trugen ihre Fähnlein bei den Kreuzzügen uns Heilige Land, folgten den Ritterheeren gegen die Türken im 16. wie im 17. Jahrhundert, zogen zusammen mit den Deutschordensrittern ostwärts, um die heidnischen Litauer, Pruzzen und Kuren zu besiegen. Schützen waren überhaupt eine Art bürgerlich-volkstümliches Gegenstück zu den Rittern, kannten neben dem Ziel der Wehrhaftigkeit auch religiöse und karitative Ziele, wirkten in Zeiten des Hungers und der Pest als „Bruderschaft Christi“ und „Rittertum des schlichten Volkes“ im Dienst der Caritas, wenn der Hilferuf von Staat und Kirche erklang.
Belegt wird dies im 15. und 16. Jahrhundert, dem goldenen Zeitalter des Schützenwesens, durch Chroniken von Städten wie Augsburg und Landshut, in denen man sich größte Mühe gab prunkvolle Schützenfeste auszu-richten. Denn während das Rittertum immer mehr verfällt, erstarkt das Bürgertum und versucht mit Schützen-festen, die Ritterturniere zu überbieten. So ist das Schützenfest der sichtbare Ausdruck der neuen gesellschaft-lichen Stellung, die der Bürger im 14. Jahrhundert erlangt hatte.
Der Zusammenbruch des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, das Auseinanderfallen des einen christlichen Staatenbundes in vielerlei Staaten christlicher Teilbekenntnisse, die sich einander zunehmend bis aufs Blut bekämpften und die bisher gegen das „Heidentum“ gerichteten Waffen gegeneinander kehrten, brachten das Schützenwesen, so wie es sich bisher verstanden hatte, an den Rand des Abgrunds. Der Verlust der einen Religion in den Zeiten der Reformation, der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges, zersetzte auch das Schützenwesen und beraubte es seiner Einheitlichkeit.
Hätte es nicht immer von neuem auch Aufschwünge gegeben, die zumindest Ähnlichkeit hatten mit dem Streben des „schlichten Volkes“ nach Aufrechterhaltung jener überlieferten Freiheit des Glaubens und der Einheitlich-keit, welches einstiges Schützenwesen auszeichnete, Aufschwünge von Teilgruppen der „Christenheit“ also, z.B. im Kampf gegen die „Fremdherrschaft“ Napoleons oder gegen andere Potentaten, die man als volksfremd oder bürgerfremd empfand, so gäbe es das Schützenwesen wie wir es heute kennen und schätzen wahrscheinlich nicht.
Sieht man die Schützenbünde des ausgehenden Mittelalters als die ersten Sportgemeinschaften an, so kann mit gutem Gewissen behauptet werden, daß in Deutschland wohl kaum eine andere Sportart auf eine so lange Geschichte zurückblicken kann wie der Schießsport. Nicht zuletzt deswegen sind Schützenvereine von ihrem ganzen Erscheinungsbild und ihrer tiefen Verwurzelung im Heimatgepräge her mehr als bloße Sportvereine. Die für das Schützenwesen seit alters charakteristischen Begriffe wie Kameradschaft, Ehre, Heimatliebe, sind bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben und bilden die Grundlage eines jeden intakten Vereins, ganz gleich, ob er der das Schwergewicht auf den sportlichen Erfolg oder auf das gesellige Beisammensein legt. Allen gemeinsam ist der zweifelsohne berechtigte Stolz auf eine Tradition, die nicht nur im Wettkampf, sondern auch in geselligen Formen ihren Ausdruck findet.
Die Zeit Mitte des 18. Jahrhunderts war dann reif zum Zusammenschluß nicht nur der Schützen, sondern auch der Turner und Sänger in allen „deutschen Landen“. Die überlieferten Ordnungen der ständischen Gesellschaft, wie z.B. die Adelsprivilegien, die Abhängigkeit der Bauern und die kulturelle Enge des Daseins, die ständisch-handwerkliche Lebensgestaltung der Zünfte hatten, wenn auch noch nicht in der politischen und gesellschaft-lichen Wirklichkeit, so doch immerhin in den Köpfen der fortschrittlichen Zeitgenossen ihre gesellschaftliche Verbindlichkeit verloren. Die Überzeugung, daß im Prinzip alle Menschen in gleichem Maße zu Vernunft und Tugend geführt werden könnten, war die Leitvorstellung der Aufklärer.
Es war Bürgertum, das sich nach den Geschäften des Tages traf. Neben dem emotionalen Streben nach Gesellig-keit und Verbrüderung, ging es auch um eine allseitige Bildung der Mitglieder im vernünftigen Diskurs. Die Revolution von 1848 brachte dann die entscheidende Wende. Die Regierungen in den deutschen Staaten gaben Vereinsfreiheit. Die Folge war, daß es danach in vielen gesellschaftlichen Bereichen zu Vereinsgründungen kam.
Was sich heute in seiner ganzen Fülle als modernes Vereinswesen darstellt, reicht mit seinen Anfängen in diese Zeit zurück. Seit den 1860er Jahren begann dann das sich vorwiegend städtisch-bürgerliche Vereinswesen sich auf die Dörfer auszuweiten.
Nicht viele Vereine in Hösbach und auch im Landkreis Aschaffenburg fielen in diese frühe Phase der Vereins-gründungen. Mit dem Ansteigen der Einwohnerzahl belebte sich das Ortsgeschehen immer mehr. Der Wandel Hösbachs weg vom Bauerndorf beschleunigte sich. Es gründeten sich neue Vereine. Neben der Feuerwehr, sowie dem Krieger und Veteranenverein, waren dies der Gesangverein Germania, der Imkerverein, der Obst- und Gartenbauverein, der Turnverein, der Musikverein und der Schützenverein Adler.
Am 18. Oktober 1898 war es im Gasthaus „Zum Anker“ so weit. Es waren 29 beherzte Männer, die damals den Mut hatten, auch in unserem Dorf einen Schützenverein oder wie es damals noch hieß die Zimmerstutzen-gesellschaft „Adler“ zu gründen. Sie hatten nicht nur die Notwendigkeit, sie hatten auch die Zeichen der Zeit erkannt, die damals geradezu nach einer solchen Initiative riefen. Die industrielle Revolution war in vollem Gange, es gab Arbeit und ansprechendes Geld für jeden, die Freizeit wuchs. Ein 10 Stunden Tag war schon üblich. Sicherlich hatten unsere Gründungsväter nicht das schon eingangs beschriebene Schützenwesen in seiner strengen Form vor Augen, anlehnen ja, doch wenngleich die patriotische Gesinnung Anlaß war, so stand neben dem Schießen doch immer auch die locker gepflegte Geselligkeit, die wir so hoch einschätzen im Mittelpunkt, und deshalb stellt der Verein auch etwas anderes dar als eine streng religiös orientierte Schützenbruderschaft des Spätmittelalters oder eine militärisch strukturierte Schützenkompanie.
Aber wie war es denn eigentlich damals vor 100 Jahren
- Die Industrie in Deutschland hat erstmals bezüglich Investitionen, Beschäftigungsstand und Produktionswert die Landwirtschaft von der Spitze verdrängt. Die Industrie wurde zur Basis wachsenden Wohlstandes und Selbstbewußtseins und führte uns in die industrielle Massenzivilisation.
- Im Reichstag wurde der erste Flottenantrag zur Bildung einer Schlachtflotte angenommen und damit begann das deutsch - britische Wettrüsten. Dies war der Beginn einer forcierten Weltpolitik von Kaiser Wilhelm II, der einen Platz an der „Sonne“ forderte, die mit ihrem Herrschaftsdenken schließlich in den 1.Weltkrieg 1914 - 1918 mündete.
- Die Welt war aufgeteilt unter die Kolonialmächte Großbritannien, Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal und Deutschland.
- In Hösbach betrug die Einwohnerzahl gerade mal 2000 Menschen, die ihren spärlichen Lebensunterhalt in den Fabriken Aschaffenburgs und der Land- und Forstwirtschaft verdienten.
- Im Oktober 1898 erhält der Dampfsäge- und Dampfziegeleibesitzer Josef Vorgang die Genehmigung zu den Vorarbeiten für die Erbauung einer Pferdebahn von Aschaffenburg nach Hösbach. Er fand seinen Angaben zufolge keine Unterstützung der Gemeinde und so wurde die Sache zu „Wasser“, was er später als großes Glück bezeichnete. Eine solche regelmäßige Verkehrsanbindung hätte in der damaligen Zeit für beide Teile weitgehende Konsequenzen gehabt, möglicherweise die frühe Bildung eines Großraumes Aschaffenburg durch Eingemeindungen.
- Pfarrer Link machte sich Gedanken über einen Kirchenneubau, die er im Mai des Folgejahres dem Innenminister unter anderem mit folgendem Argument mitteilt: „Schon ist fast die ganze sonntagsschulpflichtige Jugend in den Fabriken. Welcher Geist dort in die jungen Leute kommt, braucht nicht lange nachgewiesen zu werden. Beweis genug ist das Ergebnis der letzten Wahlen, bei welchen hier die Stimmenzahl der Sozialdemokraten sich fast verdoppelte“.
- Im Dorf waren 18 Petroleumlaternen im Betrieb, für deren Instandhaltung und Betreuung der Gemeindediener Benedikt Stein pro Laterne und Tag 18 Pf erhält, aber für sämtliche Unkosten aufkommen muß,
- Die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn Elisabeth, genannt „Sissi“ wird ermordet.
- Der frühere preußische Ministerpräsident und Kanzler des Deutschen Reiches von 1862 - 1890 Otto von Bismarck stirbt.
100 Jahre Adler-Schützen
1898 – 1998
Die Schlagzeilen des Jahres 1898 sind bunte Meldungen, die ebenso bunt sind wie das Leben. Und in bunten Farben vollzog sich auch die weitere Entwicklung des Schützenvereins, mit vielen Höhen, aber auch zahlreichen Tiefen. Die wechselvolle Geschichte des Vereins und die enge Verflechtung mit den politischen Ereignissen ist nachzulesen in den noch original erhaltenen Protokollbüchern.
Einigkeit macht stark, hieß das Motto unserer wackeren Vereinsgründer, und so wuchs die zunächst kleine Gruppe rasch zu einem lebendigen Vereinswesen heran. Innerhalb von zwei Jahren traten weitere 51 Männer bei. Mit Fug und Recht kann man damit sagen daß sich die Vereinsgründung positiv auf die Dorfgemeinschaft aus-gewirkt hat. In den Annalen unserer Protokolle und Mitgliederverzeichnisse, ist der Werdegang unseres Schützenvereins festgehalten. Es ist interessant und genußvoll, in ihnen zu blättern. So manches vergessene Ereignis und so manche vertraute Gestalt tauchen dann wieder in unserer Vorstellung auf.
Aus der Vereinsgeschichte
In der Gründungsversammlung am 18. Oktober 1898, die im Gasthaus „Zum Anker“ stattfand, das als Vereins-lokal bis 1980 diente, wurde folgende Vorstandschaft gewählt:
1. Schützenmeister Dorn Wilhelm
2. Schützenmeister Stein Georg
Kassier Rausch Benedikt
Schriftführer Brückner Franz
Zeugwart Fleckenstein Eduard
Beisitzer Leibacher Franz und Rettinger Baltasar
In dieser Versammlung wurde ferner der Beschluß gefaßt, allmonatlich eine Mitgliederversammlung abzuhalten. Damit wollte man den Verein zu einer lebendigen Gemeinschaft werden lassen. Dies blieb auch in den Gründer-jahren ständige Einrichtung.
In der Generalversammlung am 19. Februar 1905 heißt es: „Jedes Mitglied hat monatlich 25 Pfennig zu ent-richten. 20 Pfennig fließen in die Vereinskasse und 5 Pfennig werden zu Geschenke verwendet“. Im letzten Ab-satz findet sich der Beschluß „Jedes Mitglied welches bisher aus dem Verein ausgestoßen worden ist, kann wie-der in den Verein aufgenommen werden“. Man darf damit vermuten, daß das Vereinsleben härter als heute war.
Interessant ist auch der nächste Beschluß vom 12. März 1905 im Rahmen einer außerordentlichen General-versammlung in der folgendes beschlossen wurde. „Ein jedes Mitglied welches dieser Versammlung ohne Ent-schuldigung fern geblieben ist, wird mit 20 Pfennig bestraft. Im Falle daß die Strafe verweigert wird, erfolgt Ausschluß aus dem Verein“.
Als Anmerkung darf man hier einfügen, daß eine der wichtigsten Einnahmequellen in unserer Zeit dann wohl die Generalversammlung wäre.
Weiter folgt im Protokollbuch „Jedes Mitglied vom Schützenverein Grüntal, welches dortselbst ausgeschlossen wird, kann nicht in unseren Verein aufgenommen werden. Dagegen jenes Mitglied vom Schützenverein Grüntal welches dortselbst freiwillig ausgetreten, wird bei uns aufgenommen“.
So ganz zwischendurch darf man auch einmal erwähnen, mit welchem Sportgerät geschossen wurde. Es war wie der Gründername schon sagte, ein Zimmerstutzen. Dabei beschleunigt nur das Zündhütchen ein kleines Geschoß von 4,6 mm, der Zimmerstutzen ist damit ein reines Sportgewehr gewesen. Die Trefferweite ist gering, bis 18 m kann man einigermaßen genau treffen. Die Schießentfernung wurde deshalb auf 15m festgelegt.
Am Pfingstmontag, 4. Juni 1906 beging der Verein das Fest seiner Fahnenweihe. In genau vorgeschriebener Tracht trug Johann Dorn als Fähnrich das prächtige Vereinssymbol. Die Fahnenweihe fand im Vereinslokal unter Mitwirkung des Hösbacher Musikvereins statt.
Im Jahre 1907 wurde die Gründung einer Sterbekasse beschlossen, eine damals allgemein geübte Vereinsein-richtung. Das Stammkapital ergab sich aus den einmaligen Spendeneinlagen der Mitglieder. Desweiteren wurde beschlossen, daß am 20. Januar jeden Jahres auf Sebastian mit Fahne und Musik in die Kirche gezogen wird.
Zum 10jährigen Stiftungsfest am 28. und 29. Juni 1908 wurde auch ein großes Preisschießen abgehalten. Als Musik für das Fest spielt der „Musikverein mit 10 Mann und 140 Mark Besoldung pro Mann 10 Liter Bier“.
Regelmäßige vereinsinterne Preisschießen, Rundenwettkämpfe waren damals noch unbekannt, förderten den Sport und die Geselligkeit. Dabei taucht in den Protokollen immer wieder das Wort Strohschießen auf. Gemeint war damit eine besondere Art des Preisschießens, jeder Schütze hatte einen Preis zu stiften, der einen gewissen Betrag nicht unterschreiten durfte und mußte diesen sorgfältig und kunstvoll in Stroh verpackt beim Schießleiter abgeben. Danach wurden die Preise auf die verschiedenste Art und Weise herausgeschossen.
Nach der Eintragung vom 9.Juni 1914, einer Ausschußsitzung findet sich der Hinweis, nachträglich eingefügt:
„Krieg ausgebrochen 1914 - 1918 Kraus Georg Schriftführer“.
Während des 1.Weltkrieges kam dann das Vereinsleben völlig zum Erliegen. Ein Großteil der Mitglieder war zum Kriegsdienst einberufen worden.12 treue Schützenbrüder kehren nicht zurück.
Das Rad der Vereinsgeschichte begann sich dann erst wieder mit einem Eintrag vom 11.Januar 1920 zu drehen. In der ersten Generalversammlung wurde Leopold Völker zum 1. Schützenmeister gewählt. Der Mitgliederstand war durch Neueinrtitte bald wieder auf ca. 70 Personen gebracht.
Die wirtschaftlich schlechten 20er Jahre führten zu einer starken Mitgliederbewegung. Arbeitslosigkeit und die Folgen der Inflation zwangen manchen Schützen zum Vereinsaustritt. Die Inflation galoppierte. Für die 2. Jahreshälfte 1922 zahlte das Mitglied 100 Reichsmark. Im August 1923 stieg der Monatsbeitrag auf 50.000,- RM und erreichte im November die astronomische Summe von 200 Milliarden Reichsmark.
Mit neuer wertbeständiger Rentenmark wurde 1924 ein neuer Schießstand im „Anker“ gebaut. Um die Kosten zu decken wurde ein Preisschießen veranstaltet und die Mitglieder konnten Anteilscheine zu je 1 Mark erwerben.
Ein Jahr später, 1925 , erfolgte die Einrichtung winterfester Schießstände im „Ankersaal“.
Inzwischen war der Deutsche Schützenbund gegründet. Die „Adler-Schützen“ erklärten 1926 ihren Beitritt. Der erste Rundenwettkampf, heute eine Selbstverständlichkeit, wurde am 12. Sept. 1926 mit den Schützen Brönner Karl, Völker Leopold, Graf Georg, Fleckenstein Georg, Rausch Georg und Heeg Josef ausgetragen.
Zum Pfingstfest, vom 27. – 28. Mai 1928 wurde über 3 Tage das 30jährige Stiftungsfest gefeiert. Auf unseren Schießständen fand zum erstenmal in der Verbandsgeschichte ein offenes Verbandsschießen statt. Das Fest begann am 27. Mai mit einem Lampionszug durch Hösbach und anschließendem Kommersabend, unter freiem Himmel auf dem Festplatz unter Beteiligung der beiden Gesangvereine „Germania“ und „Bavaria“, dem Kraft-sportclub und dem Turnverein, sowie dem Radfahrerverein statt. Am folgenden Sonntag war ab 6.00 Uhr Weck-ruf, anschließend Festgottesdienst, danach Frühschoppen im Vereinslokal. Am Nachmittag bewegte sich ein großer Schützenfestzug durch die festlich geschmückten Straßen zum Festplatz (Turngarten), wo anschließend allgemeine Volksbelustigung und Tanz war. Am Montag früh 9.00 Uhr Festgottesdienst anschließend Früh-schoppen bei Mitglied Heeg Josef Gustav, nachmittags 2.00 Uhr Zusammenkunft im Vereinslokal, 5.00 Uhr Abmarsch zum Festplatz, dortselbst Kinderbelustigung und Tanz .
In Jahre 1929 übernahm der Verein die Patenschaft über die Fahnenweihe des Schützenvereins 1910 Kahl.
Laut Beschluß der Generalversammlung vom 8. März 1931 findet ab sofort jeden ersten Sonntag im Monat, von Mittags 1.00 Uhr bis zum Anbruch der Dunkelheit ein Übungsschießen statt. Am 12. Juli des Jahres wurde der Ankauf eines vereinseigenen Zielfernrohres beschlossen.
Auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise, 1932, erfolgten erneut zahlreiche Vereinsaustritte, Versammlungen wurden kaum noch besucht. Der Schießsport ging allerdings weiter.
Die Gründung des 3. Reiches, 1933, beeinflußte die gesamte deutsche Schützenbewegung. Die zentrale Steuerung der Vereine durch den absoluten Staat war unverkennbar. Alte und feste Begriffe wie 1. Schützen-meister wurden über Nacht durch den Titel 1. Führer ersetzt. Allerdings nicht lange, schon am 24. August 1934 unterzeichnete man die Protokolle wieder mit den althergebrachten Bezeichnungen.
Befremdlich war außerdem daß alljährlich von „oben herunter“ Opferschießen für das „Winter-Hilfs-Werk“ angeordnet wurden. 1936 wurde unser Verein dem Reichssportbund angegliedert.
Dazwischen in das Jahr 1935, fiel die Einführung des langersehnten Königsschießens. Die erforderliche Königskette konnte im wesentlichen von Mitgliederspenden gekauft werden.
Am 7. Januar 1939 erfolgt die vorläufig letzte Eintragung vor dem 2.Weltkrieg und zwar über eine General-versammlung, die noch mit der Orstschelle bekanntgegeben wurde und in der noch der Beschluß gefaßt wurde, den Kirchgang am 20.Januar abzuhalten, verbunden mit einem Preisschießen und daß im Frühjahr ein Gaben-schießen stattfinden solle. Anwesend waren 30 Mitglieder. Die nächsten vier Seiten sind herausgerissen, so daß sie uns keinen Aufschluß über die weitere Vereinsgeschichte geben können. Es ist aber durch Einträge in das Kassenbuch gesichert, daß das Vereinsleben, nicht völlig zum Erliegen kam. So gab es noch Mitgliedsbeiträge bis 1942 zu verbuchen und auch Ausgaben für ein Kirchenamt, sowie die Kranzspende am Sebastianstag sind noch bis 1945 nachzulesen.
Das Ende des zweiten Weltkrieges brachte auch den Zusammenbruch des deutsche Sports. Der Alliierte Kontrollrat ordnete am 17.12.1945 die Auflösung aller deutschen Turn- u. Sportverbände- und Verein an.
Nach dem schrecklichen Kriegsende dachte man aber weder in den Städten, noch auf dem Lande an eine Wiederaufnahme der Schützentradition. Verständlicherweise stand den wenigsten Männern unmittelbar nach Kriegsende auch der Sinn danach, eine Waffe in die Hand zu nehmen, und obendrein hatten die Besatzungs-mächte jegliche schießsportliche Betätigung strikt untersagt. Sie ordneten die Ablieferung aller Sportwaffen an, beschlagnahmten mitunter wertvolle Schützenkleinodien, unsere Königskette und Vereinsfahne mußten vor diesem Zugriff versteckt werden.
Ab 1948 wurde den sich neu formierenden Schützenvereinen die Ausübung des Schießsportes mit Luftgewehr gestattet, die allerdings einen glatten Lauf haben mußten. Über diese Entscheidung war man zutiefst deprimiert. Luftgewehre, damit konnten sich vielleicht Halbwüchsige an Schießbuden die Zeit vertreiben, aber auf einer Schießstätte hatte doch solches „Spielzeug“ nichts zu suchen.
Obwohl die sogenannte Windbüchse schon um 1600 bekannt war. Kaiser Franz Joseph II. von Österreich be-stellte einmal 500 Windbüchsen beim Tiroler Uhrmacher Girandoni. Der militärische Erfolg war gering, nicht zuletzt deshalb, da das 20schüssige Modell 1500 Pumpstöße braucht, um einen Dreiviertelliter Druckluft zu erzeugen.
Niemand hielt es also für möglich daß so etwas wettkampftauglich wird. Und doch, innerhalb weniger Jahre eroberte das Luftgewehr die Herzen der Schützen, nicht zuletzt weil man in geschlossenen Räumen schießen konnte und keinen Pulverdampf einzuatmen brauchte, und gab so Anfang der 50er Jahre den Anstoß für zahlreiche Neu-und Wiedergründungen
Vielleicht auch für unsere, die am 22. Mai 1954 im Gasthaus „Zum Anker“ stattfand. 1.Schützenmeister war Richard Göhler. Neuaufgenommen wurden 5 Mitglieder so daß die Zahl der Vereinsmitglieder auf vierzig anwuchs. Einmütig legten die Schützen das Bekenntnis ab, den Verein mit neuer Kraft bald auf den Vorkriegs-stand zu bringen. Eine Balkenüberschrift in der Tageszeitung über die Mitgliederversammlung drückte das so aus. „Vor allem Kameradschaft!“ . Von den Gründungsmitgliedern, so wird berichtet sind neben Ehren-Schützenmeister Karl Brönner noch sechs weitere am Leben. Der Schießbetrieb wurde auf zwei provisorischen Ständen in der Kegelbahn vom „Anker“ aufgenommen.
Am 23. Jan. 1955, erstmals nach 15 Jahren Unterbrechung ,feierten die Adler-Schützen unter großer Anteil-nahme der Bevölkerung wieder den Tag ihres Schutzpatrons, des hl. Sebastians. Sämtliche Mitglieder der drei Hösbacher Schützenvereine beteiligten sich geschlossen am Kirchgang mit anschließendem Totengedenken. Ein alter Brauch war wieder aufgelebt
Im gleichen Jahr erfuhr auch das Königsschießen im Verein seine Wiedergeburt. Die traditionelle Königskette, ein von Georg Fleckenstein streng gehütetes Gut über die Kriegsjahre, existierte ja noch und konnte von ihm an Schützenbruder Fritz Kreß, dem 1. Schützenkönig des Nachkriegsjahre übergeben werden
1957 errichtete man in kürzester Zeit, mit vielen freiwilligen Arbeitsstunden, vier neue Schießstände im Hof des „Anker“. Die Baumaterialien waren Stiftungen von Mitgliedern und Gönnern, allen voran die Herbergsmutter.
Das 60jährige Stiftungsfest, 1958, wurde zu einer echten Demonstration für den Schießsport. Schützen aus 18 Gauvereinen und 16 Mannschaften aus 11 Ortsvereinen traten zum Preis- und Pokalschießen an. Nur durch den Bau von 10 weiteren Schießständen im Hof des Vereinswirtes konnte der Ansturm der Schützen bewältigt werden.
1959 wurde durch die Wahl von Schützenbruder Adam Fäth, einem begeisterten und erfolgreichen Schützen, zum 1. Schützenmeister die 10jährige „Ära Fäth“ eingeleitet.
Die Sebastiansfeier des gleichen Jahres begann mit dem üblichen Kirchgang. Anschließend sollte Ehren-Schützenmeister Karl Brönner für seine großen Verdienste ausgezeichnet werden. Nach der Laudatio durch den 1. Schützenmeister Adam Fäth und nach Überreichung einer Ehrengabe starb Herr Brönner an einem akutem Herzversagen. So lebte und starb Schützenbruder Karl Brönner für seinen Schießsport.
Noch im gleichen Jahr bauten die „Anker-Schützen“ einen freundlichen Aufenthaltsraum. Die Bauarbeiten wurden, wie üblich, im freiwilligen, selbstlosen Mitgliedereinsatz ausgeführt. Mit der feierlichen Einweihung war ein öffentliches Preisschießen verbunden. Es beteiligten sich 119 Schützen aus 23 Vereinen.
Zum 65jährigen Jubiläum 1963 wurde ein großes Jubiläumsschießen veranstaltet, an dem 41 Vereine mit 216 Schützen teilnahmen. Damit übertraf man in der damaligen Zeit alle Vergleiche.
1966 wurde erstmals zum Sebastianstag ein von den Ehrenmitgliedern gestifteter Adler, mit gespreizten Flügeln auf einem Marmorsockel sitzend, herausgeschossen. Diese Trophäe hat mittlerweile im Verein Kultstatus. Außerdem bildeten wir in diesem Jahr, als einer der ersten Vereine im Schützengau eine Damenmannschaft, die mit den immer stärker sich in den Vordergrund schiebenden Jung-Schützen und den drei übrigen Mannschaften, den Vereinssport auf eine breitere Basis stellten.
Das 70jährige Jubiläumsfest im Jahre 1968 setzte wie schon seine Vorgänger, neue Maßstäbe. Auf die Aus-schreibungen zum Preisschießen hin, gingen so viele Meldungen ein, daß Hösbach im Juni des Jahres zu einem Eldorado der Schützen zu werden schien. Auf insgesamt 23 Ständen, 10 im „Ankersaal“, 9 im Innenhof und 4 im Schützenheim, traten 452 Gauschützen, aus 18 Ortsvereinen 39 Mannschaften und darüber hinaus noch fast 200 freie Schützen zum Wettkampf an. Das verhalf uns Adler-Schützen als Ausrichter zu einem „Unterfränkischen Rekord“ besonderer Art.
Am Samstag, 22 Juni 1968, fanden Siegerehrung und Preisverleihung statt. Der eigentliche Festsonntag begann mit der Kirchenparade. Danach stieg im geschmückten Ankersaal die große Jubiläumsfeier.
In der Königsfeier des gleichen Jahres erlebten Gäste und Mitglieder einen neuen Höhepunkt. Erstmals in der Vereinsgeschichte war zum König der Aktiven und Jugendschützen ein König der Passiven zu proklamieren. Die erforderliche Kette wurde von Mitglied Franz Göhler großzügigerweise gestiftet. Nach der feierlichen Würden-verleihung luden dann erstmals „Drei Königsgeschlechter“ zum traditionellen Festmahl.
In der Generalversammlung 1969 stellte Schützenmeister Adam Fäth sein Amt aus freien Stücken zur Ver-fügung. Er hatte den Verein über 10 Jahre erfolgreich geführt. Zum Dank wurde er mit dem Titel des Ehren-Schützenmeisters belohnt. Sein Nachfolger in der Vereinsführung wurde Schützenbruder Max Sauer.
Ein weiterer Markstein in der Vereinsgeschichte war die Erweiterung der Schießanlage 1969. Nach langwierigen Verhandlungen und Planungen konnte dank der Großzügigkeit der Ankerwirtseheleute Bär, zur Tat geschritten werden. Es entstand in dreimonatiger Bauzeit eine der modernsten Schießanlagen im Landkreis und darüber hinaus. Rund 1500 freiwillige Arbeitsstunden und die großzügigen Spenden des Vereinswirts und weiterer Gönner ließen einen lange gehegten Wunsch, mit der Einweihung am 27.10.1969 in Erfüllung gehen.
Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte wurde 1973 das 75jährige Jubiläum mit einem Zeltfest gefeiert. Höhe-punkt war dabei ein schön ausgestatteter Festzug der sich durch reich geschmückte Straßen bewegte.
1. Schützenmeister Max Sauer, der auf 10 Jahre äußerst erfolgreicher Arbeit zurückblicken konnte, insbesondere auch was den Mitgliederzuwachs betraf, legte sein Amt 1976 freiwillig in die Hände von Heinrich Fäth..
Erwähnenswert ist auch die Tatsache daß unser Verein in diesem Jahr die Fahnenpatenschaft beim Schützen-verein „Alpenjäger“ Sommerkahl übernahm.
Am 31.Januar 1978 erfolgt die Eintragung des Schützenvereins Adler Hösbach e.V. in das Vereinsregister des Amtsgerichts Aschaffenburg unter der Nr. Vr 430 und wird damit als gemeinnütziger Verein anerkannt. Im selben Jahr wird das 80jährige Jubiläum wieder mit einem Zeltfest begangen. Trotz ungünstiger Witterung wurde das Fest ein Erfolg. Das vom 4. – 23. Mai durchgeführte Gau-Preis-u. Königsschießen, es nahmen 529 Schützen teil, war wieder eine Werbung für den Schießsport in Hösbach. Um diesem Großen Ansturm an Schützen gerecht zu werden mußten neben den 8 Schießständen im Vereinsheim, 10 weitere im „Ankersaal“ und nochmals 4 im Innenhof aufgebaut werden.
Nachdem der Besitzer des Vereinslokals 1976 wechselte, schien zunächst alles normal weiterzugehen. Aber nach einem erneutem Besitzerwechsel im Jahre 1980, sollte das Gasthaus „Zum Anker“ abgerissen werden und wir für ein neues Vereinsheim eine Pacht zahlen, die nicht erschwinglich war. Die Planungen für ein neues Schützenheim begannen.
Nach Aufgabe der Ankergaststätte 1981 mußte der Verein kurzfristig handeln und sich nach einer neuen Bleibe umsehen. Nach Zusage der Gemeinde, entstand dann in der Wenighösbacher Straße auf einem Grundstück der Gemeinde, unter enormen Aufgebot an Eigenleistungen unser erstes eigenes Vereinsheim. Dieses war ein Arbeiterwohnheim in Holzbauweise, von der PWA in Stockstadt zum Abriß bestimmt, konnte aber aufgrund seines noch guten Zustandes bei uns zu einer neuen Bestimmung finden. Am 25. April 1981 wurde mit dem Zerlegen desselben in Stockstadt begonnen. Nach dem am 8. Juli begonnenen Aushub der Fundamente und weiterem Ausbau, konnte schon im Dezember das Richtfest gefeiert werden. Im April 1982, nach einjähriger Bauzeit konnten wir dann in das neu errichtete Schützenheim einziehen.
Anfang 1982 ging das Amt des 1. Schützenmeisters auf Roland Rettinger über, nachdem Schützenbruder Heiner Fäth aus persönlichen Gründen sein Amt niederlegte.
Zahlreiche Prominente und Schützenfreunde kamen am 7. Juli 1982 zur feierlichen Einweihung und kirchlichen Segnung des Vereinsheimes, das mit dem enormen Aufwand von 3820 freiwilligen Arbeitsstunden fertiggestellt wurde.
Erstmals in der Vereinsgeschichte durften die „Adler-Schützen“ 1983 darüber jubeln, daß ein Mitglied des Vereins, Werner Fleckenstein, die Würde eines Gau-Schützenkönigs erringen konnte.
Nachdem unsere fast 80jährige Vereinsfahne derart unansehnlich geworden war, entschloß man sich, diese 1984 gründlich zu restaurieren. Neben der Aufarbeitung des Fahnentuches, wurden auch zwei Fahnenschleifen ausgebessert und ein neuer Fahnenkranz angeschafft.
Die nächsten drei Jubiläumsfeste 1983, 1988 und 1993 wurden dann auf dem Parkplatz am Schützenheim in einem kleinerem Festzelt, aber immer erfolgreich abgehalten..
Wie schon bei unseren Gründervätern bringen alljährlich durchgeführte Veranstaltungen, sei es sportlicher Natur, wie das Königsschießen, Ostereierschießen oder im gesellschaftlichen Bereich, z.B. das Schlachtfest, vielfältige Abwechslung in unser Vereinsleben, nicht zu vergessen natürlich der Kontakt mit den Ortsvereinen und anderen Schützenvereinen.
Weitere Marksteine unseres Vereinslebens waren das 1989, in Zusammenarbeit mit unseren beiden Bruder-vereinen, im Rahmen der 800 Jahrfeier des Marktes Hösbach ausgerichtete Gau-Preis-u. Königsschießen. Diese Veranstaltung mit ausgelobten Preisen im Wert von DM 25.000,00 war ein großer Erfolg und brachte 578 Teil-nehmer nach Hösbach und an den Schießstand unserer Schützenbrüder von „Grüntal“.
Anläßlich der ersten urkundlichen Erwähnung Hösbachs vor 800 Jahren veranstaltete die Gemeinde ein Dorffest an dem wir mit einem Weinstand und den dazu passenden Speisen teilnahmen. In einem Zeltanbau zeigten die Schützenbrüder Josef Völker und Rudi Wenzel den Besuchern die Tätigkeit eines Papiermachers.
Am historischen Festzug nahmen wir ebenfalls teil. Unser Motto war die Darstellung des 30jährigen Krieges. In den Original Kostümen von Landsknechten, Bauersleuten und Pestkranken, unter Mitführung eines Zugwagens nahmen wir an diesem wohl einmaligen Festzug teil. Auch unter dem Motto „Erste Vereine in Hösbach“ waren wir mit 7 Personen in historischer Kleidung, mit von der Partie.
Ein zum 95jährigen Jubiläum 1993 nur von uns durchgeführtes Gau-Preis-u. Königsschießen zu dem eine Schießhalle mit 10 Ständen und Umkleide- bzw. Aufenthaltsraum auf dem Parkplatz am Schützenheim auf-gebaut wurde, war das letzte das in dieser Form im Schützengau durchgeführt wurde und brachte nicht den gewünschten Erfolg. Die Resonanz der Schützen, nur 384 Teilnehmer trotz hochrangiger Preise, war insbe-sondere von den Gauvereinen gering. Die Zeit der großen Preisschießen, abgehalten von kleineren Vereinen, scheint damit vorbei.
Auf dem sportlichen Gebiet sind wir zur Zeit mit 5 Mannschaften vertreten, darunter einer Damenmannschaft. Unsere Schützen sind recht erfolgreich. 1993 erreichte erstmals eine Mannschaft die magische Grenze von 1500 Ringen. Ein Ergebnis, das heute fünf Jahre später, für unsere 1. Mannschaft schon fast Alltag ist. Unsere „Erste“ schießt nun schon seit drei Jahren an der Spitze der höchsten Gauklasse mit, ohne daß ihr das entscheidende Quentchen Glück zu Hilfe kam, das man braucht um in den Bezirk aufzusteigen.
Festzuhalten wäre auch das über sehr gute Verhältnis zu unseren Brudervereinen „Grüntal“ und „Waldschenke“, mit denen wir seit dem Tod unseres gemeinsamen Ehrenmitgliedes, dem weit über Hösbachs Grenzen hinaus bekannten Unternehmer Herrn Franz Göhler 1995, ein alljährliches Gedenkschießen und einen Kameradschafts-abend abhalten. In diesem Zusammenhang dürfte es erwähnenswert sein, daß drei Vereine aus einem Dorf unserer Größe, in Bayern so schnell nicht wieder vorkommen.
Aber nicht nur frohe Stunden und erfolgreiche Jahre waren unserem Verein beschieden. Es gab auch manch dunkle Stunden und Krisen. Vor allem aber waren wir mit eingebunden in das Schicksal unseres Volkes, das in den 100 Jahren unseres Bestehens, durch manche Höhen und Tiefen ging. Aber immer wieder fanden sich Mit-glieder, welche - gerade in den schwierigen Aufbaujahren nach den beiden Weltkriegen - nicht verzagten und alle Schwierigkeiten überwanden. Ihnen sagen wir an dieser Stelle herzlich Danke.
Nicht zuletzt wegen dieses Einsatzes steht heute unser Schützenverein Adler Hösbach e.V. gefestigter denn je da, und mit Stolz betrachten wir den Baum, der aus dem zarten Pflänzchen des Gründungsjahres herange-wachsen ist. An seiner Pflege und an seinem Wachstum haben viele Männer und das darf mit Stolz vermeldet werden, auch Frauen mitgearbeitet.
Mit Stolz und Freude können wir auch auf die bisherigen Erfolge blicken. Aber es bleibt noch viel zu tun, und eine lebendige Gemeinschaft muß immer wieder Schritt halten mit der allgemeinen Entwicklung, will sie nicht in der reinen Tradition verkümmern. Denn Tradition hat nichts mit Stillstand zu tun, sonst würden wir - um es etwas kraß zu formulieren - heute noch immer in Höhlen leben. Die Tradition zu wahren und das Erbe der Väter zu erhalten bedeutet nicht, an Dingen festzuhalten, die überholt sind und den heutigen Anforderungen nicht mehr entsprechen. Es bedeutet vielmehr, die Ideale der Gründungsväter hochzuhalten und weiterzuentwickeln, sie den jeweiligen Erfordernissen anzupassen. Gerade die moderne Welt stellt uns noch viele schwierige Aufgaben, die wir - in der Tradition unseres gesamten Schützenwesens wurzelnd - mit den Mitteln des Fortschritts lösen müssen.
100 Jahre Schützenverein Adler das ist ein wichtiger Markierungspunkt, aber wir marschieren weiter, mit dem Nahziel vor Augen, unseren Gästen aus Nah und Fern schöne Festtage zu bieten